Autor: Sascha Rauschenberger
Komplizierte Dinge einfach darzustellen ist mitunter eine Kunst. Oft reichen Metaphern aus Bereichen, die jeder kennt, um komplexe Zusammenhänge auf ein für jedermann verständliches Maß zu reduzieren.
Hier ein Netzfund zum Thema Energiewende und Wirtschaft:
–

Das Dreigestirn der Narren unter sich!
–
— Anfang —
Heute möchte ich Ihnen eine Geschichte erzählen: von einem Bäcker in einem saarländischen Dorf, direkt an der französischen Grenze.
Auf geht’s.
In unserem kleinen Dorf arbeitet genau ein Bäcker, der jeden Morgen Brötchen für das Dorf backt. Die Nachfrage liegt gleichbleibend bei 100 Brötchen pro Tag. Die Versorgung könnte man also sicherstellen, wenn unser Bäcker auch 100 Brötchen pro Tag backen würde.
Natürlich hat man im Ortsrat schon versucht, mit ihm hierüber zu reden, aber da war nichts zu machen. Er ist überzeugt davon, dass von dem kleinen Dorf aus unsere Welt gerettet wird. Und viele Ortsratsmitglieder und der Herausgeber der kleinen Ortszeitung kleben an seinen Lippen.
Und so ist es dann eben so, dass er am ersten Tag 200 Brötchen backt, am zweiten Tag 50 und am dritten Tag bleibt die Backstube geschlossen, weil er keinen Strom hat. Für den Ortsrat bedeutet dies nicht wenig Aufwand, um die Versorgung mit 100 Brötchen sicherzustellen.
Früher hatte die frz. Bäckerei immer genug Brötchen für ihn gehabt. In diesem Jahr kam er aber oft mit leeren Händen zurück, weil man dort keine mehr übrig hatte. Dann haben die Freunde des Bäckers laut auf die Franzosen geschimpft, weil man sich auf sie nicht verlassen könne.
In der Dorfzeitung kamen dann am Folgetag immer sehr unangenehme Berichte über ihn, dass er sich der historischen Rettung der Welt durch das Dorf entgegenstellen würde. Um nicht stets als Schurke dazustehen, nahm sich Herr Vernunft deshalb vor, das Thema nicht mehr anzusprechen.
So einigte man sich im Ortsrat darauf, ein zusätzliches Windrad in den Garten des Bäckers hinter das erste aufzustellen. Der Dorfkämmerer rümpfte hierüber zwar die Nase, schließlich sind Windräder in der Zwischenzeit sehr teuer geworden und die Stromausbeute war enttäuschend…
Aber was sind schon wirtschaftliche Bedenken, wenn das Dorf eine historische Mission zu erfüllen hat. So setzten die Freunde des Bäckers auch durch, dass den Ortsbewohnern alle Einspruchsmöglichkeiten genommen wurden, sodass das Windrad möglichst schnell aufgestellt werden konnte.
Besonders traurig wurde er aber immer dann, wenn er mit seinem Auto durch das Neubaugebiet fuhr, wo auch viele junge Leute aus dem Dorf ein neues Zuhause gefunden hatten, während sein Dorf vergreiste und zerfiel.
Herr Vernunft hatte es inzwischen aufgegeben, die Missstände im Dorf anzusprechen. Es war schon lange keine Diskussion mehr möglich, die Freunde des Bäckers fielen ihm sofort ins Wort und gifteten ihn an, dass Ewiggestrige wie er sowohl bei dem Brötchenthema als auch bei vielen anderen Energiewende-Initiativen des Dorfes stets die boshaften Verhinderer gewesen seien und so die epochale Rettung der Welt durch das Dorf verhindert hätten.
Herrn Vernunft wurden die ständigen Angriffe zu viel und so beschloss er, auch zu seinen Kindern und Enkeln in das französische Nachbardorf zu ziehen, welches weiter aufblühte und wo er sich fortan wohlfühlte.
Sein altes Dorf hingegen ächzte immer mehr unter den finanziellen Belastungen – es vergreiste und zerfiel immer mehr.
Die verbliebenen alten grünen Männer dort blieben aber bis zu ihrem letzten Atemzug überzeugt, auf der richtigen Seite der Geschichte gestanden zu haben, aber boshaft von üblen Mächten ausgebremst worden zu sein.
Hier endet nun meine Geschichte.
Natürlich sind jedwede Ähnlichkeiten zu Vorgängen im realen Leben rein zufällig.
— Ende —
–

Das Objekt der Begierde…
–
Was natürlich noch fehlt ist der ungenannte Umstand, dass die Brötchen immer teurer und daher auch immer weniger nachgefragt wurden. Das machte aber nichts, da man den Bäcker ja eh alles an Ware abkaufen musste.
Dass das natürlich andere Investitionen im Dorf unmöglich machte, ist klar, da das Dorf schon lange keine Überschüsse mehr erzielen konnte.
So musste man die Gewerbesteuersätze im Dorf anpassen, aber dafür wurde dann das Windrad auch noch subventioniert, damit die grüne Backidee weiterbestehen konnte, während Dorfschänke, Tante-Emma-Laden und die Apotheke schließen mussten.
Dass auch der einzige Betrieb vor Ort aufgrund der Energieschwankungen nicht mehr produzieren konnte und wollte, war dann auch nur für die interessant, die da arbeiteten und nun wegziehen mussten.
Das führte zu Unmut im Dorf, aber alle, die das grüne Ideal geistig nicht zu erreichen vermochten. wurden von dem ebenfalls subventionierten Dorfblatt als Nazis dargestellt und durch die Nachbarschaftsblockdienste überwacht.
Dazu schaffte es der Bäcker seine Mitbürger davon zu überzeugen, dass der Schwund an arbeitenden Bevölkerungsteilen durch eine Willkommenskultur ersetzt werden könnte, die dann durch „kostenlos“ zur Verfügung gestellten Brötchen von der neuen grünen Welt begeistert werden könnte.
Hier wurde in der Dorfschule dann auch der Unterricht angepasst, um auch der nächsten Generation die Vorteilhaftigkeit des Gesellschaftsmodells „grüne Brötchen“ einzutrichtern.
Und während der fleißige Bäcker und seine Getreuen BMW, Mercedes und Porsche fuhren, war ansonsten der umweltfreundliche Rollator im Dorf zur Normalität geworden.
All das war alternativlos für die Errettung der Welt!
–

Blockade von Brötchenklebern, um die Lieferung der franz. Brötchen zu verhindern…
–
Hier ein paar Fachartikel dazu:
Ein deutsches Märchen: der abgesicherte und verdiente Ruhestand | Conplore Wirtschaftsmagazin
oder auch:
Das deutsche Gesellschaftsmodell nach Darth „The Rat“ Vader. – Eine Glosse von Sascha Rauschenberger
Und hier noch eine Weisheit, die sich leider so bestätigt…
–

#grünermist